Bilder sind geronnene Zeit. Kein Anblick bleibt als Bild stehen. Vielmehr ist alles in Bewegung - der Betrachtende, das Motiv oder das Licht zum Beispiel. So unterläuft die Fotografie die Wirklichkeit und unser Sehen.
Die Zukunft der zweidimensionalen Bilder von den angehaltenen Bewegungungen oder von ihrer Imagination erscheint gegenwärtig ungewiss und eher zweifelhaft. Bewegtbilder (Video), der Stream, die dreidimensionale virtual reality machen den Standbildern ihren Platz streitig.
Gesehenes oder Vorgestelltes nähern sich damit wieder der steten Bewegung alles Lebendigen. Die Flüchtigkeit der neuen Darstellungen führt uns aber weg von unseren bisherigen Motiven im Tausch gegen permanente Übergänge aus Lichtreflexen, Signalen und Bedeutungsfragmenten. Optik und Chemie als klassische Mittler oder Wandler zur Fixierung von Bildern, respektive von Fotografien, fristen inzwischen ein Gnadenbrot. Gegen Algorithmen, die virtuellen Realitäten zur Existenz verhelfen und sich so unserem Wahrnehmen und Handeln andienen, scheint kein Kraut gewachsen.
Fotografen erwächst aus dieser Situation eine große Freiheit. Wer jetzt noch innehält, um "Standbilder" zu machen, hat die Chance zu sehen, was sich im Strom der bewegten Bilder zu verflüchtigen scheint.
Reinhard Wirtz (* 1950 in Bielefeld), in Bremen seit 1984.
Fokus: Wechselbeziehungen zwischen Kunst und Natur; seit 2013 Arbeiten am Projekt "binär" zum Übergang vom (Ab-) Bild zu algorithmischen Darstellungen.
Ausstellungen in Bremen (2015 und 2016) sowie im Landkreis Osterholz-Scharmbeck (2016).